In einem immer dichter werdenden Umfeld großartiger Onlineshops werden sich in Zukunft vor allem diejenigen abheben, die es schaffen, die technologischen Möglichkeiten frühzeitig zu nutzen, die sich aus KI, AR und VR ergeben.
In diesem Beitrag zeigen wir, was wie Spatial Commerce diese neuen Möglichkeiten zusammenfasst und welche Chancen, aber auch Herausforderungen es mitbringt.
Was ist Spatial Commerce?
Spatial Commerce (spatial = räumlich) beschreibt die Verschmelzung von physischem und digitalem Einkauf durch immersive Technologien wie Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und 3D-Visualisierungen. Kund:innen können Produkte dabei vor dem Kauf in realistischen, dreidimensionalen Umgebungen erleben – egal ob auf dem Smartphone, im Browser oder im Metaverse.
Warum Spatial Commerce den Onlinehandel verändert
Spatial Commerce ist mehr als ein Trend – es verändert, wie Marken mit ihren Zielgruppen interagieren. Immer mehr Unternehmen nutzen dreidimensionale Darstellungen (3D), um das Vertrauen in ihre Produkte zu stärken und so die Conversion-Rate zu erhöhen.
Die zentralen Vorteile sind:
- Erleben statt Scrollen: Produkte finden nicht mehr nur in Bild und Text statt, sondern werden interaktiv und emotional erlebbar.
- Weniger Retouren: Kund:innen können Produkte virtuell testen – z. B. können Möbel in der eigenen Wohnung platziert werden, was viel logistischen Aufwand ersparen kann.
- Stärkere Markenbindung: Immersive Erlebnisse verbessern das Online-Shopping-Erlebnis und fördern die Identifikation und Markenloyalität.
- Neue Touchpoints: Virtuelle Stores im Metaverse – einer digitalen Welt – schaffen neue Vertriebs- und Marketingkanäle.
Spatial Computing: Die Technologien hinter Spatial Commerce
Spatial Commerce umfasst mehrere immersive Technologien, die das Einkaufserlebnis lebendiger, realitätsnäher und interaktiver machen. Jede dieser Technologien erfüllt eine eigene Rolle im digitalen Verkaufsprozess.
- 3D-Konfiguration: Produkte werden greifbar
- Augmented Reality (AR): Die reale Welt als Bühne
- Virtual Reality (VR): Der Store als Erlebnisraum
- Metaverse-Plattformen: Der soziale Raum des Einkaufens
- KI und 3D-Automatisierung
1. 3D-Konfiguration: Produkte werden greifbar
3D-Konfiguratoren ersetzen einfache Produktbilder durch realistische, interaktive Darstellungen. Kund:innen können Produkte drehen, zoomen und aus jedem Winkel betrachten – fast so, als hielten sie sie in der Hand.
Technische Basis:
- Produkte werden mit 3D-Scannern oder Photogrammetrie (Fotoreihen aus verschiedenen Perspektiven) digitalisiert.
- Das resultierende Mesh-Modell wird mit Texturen und Lichtsimulationen versehen, um Material, Farbe und Reflexion realistisch abzubilden.
- In Onlineshops lassen sich diese Modelle mit dem GLB- oder USDZ-Format direkt in das Produktlisting einbetten.
2. Augmented Reality (AR): Die reale Welt als Bühne
Augmented Reality (AR) erweitert die reale Umgebung durch digitale Objekte. Kund:innen sehen über Smartphone oder Tablet, wie ein Produkt in ihrem Zuhause, Büro oder am eigenen Körper aussieht.
Technische Basis:
- Kameras und Sensoren, die den realen Raum scannen und Tiefendaten erfassen.
- Tracking-Algorithmen, die erkennen, wo sich Flächen, Kanten und Lichtquellen befinden.
- Rendering-Engines, die das 3D-Modell perspektivisch korrekt auf dem Tablet oder Smartphone in die Live-Kameransicht einfügen.
3. Virtual Reality (VR): Der Store als Erlebnisraum
Virtual Reality (VR) geht einen Schritt weiter. Sie schafft vollständig virtuelle Umgebungen, in denen Nutzer:innen mit VR-Brillen (z.B. Meta Quest oder Apple Vision Pro) Produkte erleben, durch virtuelle Stores gehen oder an Markenerlebnissen teilnehmen können.
Technische Basis:
- 3D-Engines wie Unity oder Unreal Engine, die ganze Räume simulieren.
- Head-Tracking-Systeme, die Bewegungen präzise erfassen, damit sich das Sichtfeld realistisch mitbewegt.
- Interaktive Objekte, die auf Gesten oder Controller-Eingaben reagieren.
4. Metaverse-Plattformen: Der soziale Raum des Einkaufens
Das Metaverse ist ein Zusammenspiel aus virtueller Realität (VR) und erweiterter Realität (AR), in dem Nutzer:innen als Avatare in einer virtuellen Welt interagieren. Hier verschmelzen Social Media, Gaming und E-Commerce.
Technische Basis:
- Persistent Worlds: Virtuelle Räume, die dauerhaft bestehen und von Nutzer:innen betreten werden können.
- Blockchain-Infrastruktur: Dient teilweise als Basis für Besitznachweise und digitale Güter (z.B. NFTs).
- Interaktive APIs: Ermöglichen Marken, virtuelle Stores oder Events direkt mit Onlineshops zu verknüpfen.
5. KI und 3D-Automatisierung
Künstliche Intelligenz spielt für jede der Spatial-Commerce-Technologien eine große Rolle bei der Erstellung und Optimierung. In Zukunft werden kaum noch aufwändige Renderprozesse benötigt – ein Foto genügt, und ein KI-gestütztes Tool erstellt daraus ein realistisches 3D-Modell für den Shop. KI-Tools können:
- aus Produktfotos automatisch 3D-Modelle generieren,
- User-Daten analysieren, um die Darstellung im AR-Modus oder 3D-Viewer individuell zu optimieren (z.B. Farbe, Raumgröße oder Lichtverhältnisse),
- AR und VR so interagieren lassen, dass durch Mixed Reality ein authentisches Erlebnis entsteht.
In diesem Video (auf Englisch) zeigen wir dir einige KI-Tools, die deinen Onlineshop immersiver machen:
Beispiele für Spatial Commerce im Einsatz
Spatial Commerce eignet sich für die Darstellung verschiedenster Produkte und sogar Dienstleistungen:
- Mode: Virtuelle Anproben ermöglichen es Kund:innen, Kleidung digital anzuprobieren.
- Möbel und Einrichtung: 3D-Modelle von Möbeln zeigen, wie Sofas, Lampen oder Teppiche im eigenen Wohnzimmer wirken.
- Automobilbranche: Hersteller nutzen VR-Shops, um Fahrzeuge virtuell begehbar zu machen.
- Schmuck und Accessoires: AR-Tools ermöglichen es, Schmuck wie Ringe oder Uhren direkt über die Smartphone-Kamera anzuprobieren.
- Sport und Outdoor: Kund:innen können Laufschuhe aus jedem Winkel betrachten oder in virtuellen Umgebungen testen, wie sich Kleidung bei Bewegung verhält.
- Tourismus und Hotellerie: Reiseanbieter:innen setzen auf virtuelle Rundgänge – so können beispielsweise Hotels ihre Zimmer in 360-Grad-Ansichten zeigen.
Chancen und Herausforderungen für Händler:innen
Spatial Commerce eröffnet neue Möglichkeiten im Onlinehandel – bringt aber auch technische und organisatorische Anforderungen mit sich:
Chancen
- Besseres Einkaufserlebnis: 3D- und AR-Modelle reduzieren Unsicherheiten beim Kauf, weil Produkte aus jedem Winkel betrachtet oder virtuell platziert werden können.
- Höhere Conversion Rate und weniger Retouren: Studien zeigen, dass immersive Produktdarstellungen die Kaufentscheidung erleichtern. Die Retourenquote sinkt, weil Erwartungen realistischer werden.
- Differenzierung im Wettbewerb: Marken, die Spatial Commerce nutzen, wirken moderner und innovativer. Besonders im Lifestyle- und Premiumsegment entsteht ein klarer Wettbewerbsvorteil.
- Wiederverwendung von 3D-Assets: Einmal erstellte Modelle können in Social Ads, auf Produktseiten oder im Metaverse genutzt werden. Das senkt langfristig die Produktionskosten für visuelle Inhalte.
- Datenbasierte Optimierung: Händler:innen sehen, wie Nutzer:innen mit 3D-Modellen interagieren. Diese Insights helfen bei spezifischeren Sortiments- und Produktentscheidungen.
Herausforderungen
- Technische Umsetzung: 3D-Modelle erfordern spezielle Software und optimierte Dateiformate wie GLB oder USDZ. Zudem können sie Ladezeiten verlängern und so die Conversion Rate auch beeinflussen. Eine gute Balance zwischen Detailtiefe und Performance ist entscheidend.
- Content-Produktion: Für jedes Produkt müssen Modelle, Texturen und eventuell Animationen erstellt werden. Bei großen Katalogen kann das zeitintensiv sein. Automatisierte Tools und 3D-Dienstleistungen können den Aufwand reduzieren.
- Kompatibilität und Integration: AR- und VR-Erlebnisse müssen auf unterschiedlichen Geräten und Browsern funktionieren – iOS nutzt primär USDZ, Android GLB. Zudem müssen 3D-Elemente in bestehende Produktdaten, Medien und Marketing-Workflows integriert werden.
- Kosten und Ressourcen: Die Entwicklung hochwertiger 3D-Inhalte kann initial teurer sein. Schulung, Testing und laufende Pflege der Modelle sind zu berücksichtigen. Mittelständische Händler:innen sollten den ROI anhand klarer KPIs prüfen.
- Datensicherheit und Infrastruktur: Große 3D-Dateien erfordern stabile Hosting- und CDN-Lösungen. Auch Datenschutz kann eine Rolle spielen, wenn Nutzerinteraktionen oder Bewegungen (bei AR/VR) erfasst werden müssen.
Umsetzung von Spatial Commerce im Shopify-Store
Im Shopify App Store findest du verschiedene Anwendungen, die dir den Einstieg in Spatial Commerce bereits heute ermöglichen: Angle 3D Configurator und Mimeeq 3D Configurator bieten zahlreiche Möglichkeiten zur 3D-Produktkonfiguration. So kannst du Kund:innen die Wahl von Farben, Materialien oder Varianten in Echtzeit ermöglichen und die 3D-Modelle direkt mit Shopify-Varianten verknüpfen. Außerdem bieten Apps wie Picture It und Zazeke die Möglichkeit, eine KI- oder AR-Vorschau der Produkte in deinem Shop zu erzeugen.
Aber auch wenn dein Unternehmen selbst die Entwicklung von 3D-Technologien voranbringt, kannst du über das Shopify-Partnerprogramm mit uns gemeinsam dazu beitragen, dass der Onlinehandel immersiver wird.
Fazit: Spatial Commerce – die Zukunft des E-Commerce
Spatial Computing wird den Onlinehandel der Zukunft maßgeblich verändern. Technologische Fortschritte im Bereich KI, AR, VR und 3D-Produktvisualisierungen bieten Interessierten die Möglichkeit, Produkte vor dem Einkauf ausgiebig zu betrachten und sogar zu testen – das wird auf lange Sicht zum Kernargument für einen Kauf.
Wer also schon heute Möglichkeiten findet, den eigenen Produktkatalog mit Spatial-Commerce-Elementen attraktiv zu machen, wird auch langfristig von hohen Conversion-Raten und steigenden Absätzen profitieren.





