Moderne E-Commerce-Unternehmen haben heute Zugriff auf mehr Daten als je zuvor.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, diese Daten zu nutzen. Von der Führungsebene wird erwartet, möglichst viele davon auszuschöpfen. Jede Option bietet eine Chance, sich vom Wettbewerb abzusetzen und profitabler zu werden, zum Beispiel durch effizientere Lieferketten, neue Umsatzquellen oder präzisere Prognosen für die Marktnachfrage.
Ein zentraler Weg, um all diese Daten zu bündeln und sinnvoll auszuwerten, ist der Einsatz eines ERP-Systems (Enterprise Resource Planning).
In diesem Artikel erfährst du, was ein ERP-System ist, welche Lösungen sich besonders lohnen und wie du das passende ERP-System für dein Unternehmen auswählst.
Was ist Enterprise Resource Planning?
Enterprise Resource Planning – kurz ERP – bezeichnet Software und Systeme, mit denen du die zentralen Geschäftsprozesse deines Unternehmens steuerst. Ein ERP-System sammelt Daten aus verschiedenen Abteilungen, zum Beispiel aus der Lieferkette, dem Vertrieb, dem Personalwesen, der Produktion, dem Einkauf, der Buchhaltung oder dem Projektmanagement.
So erhältst du unternehmensweit mehr Transparenz mit Echtzeitdaten, auf die du jederzeit und von überall zugreifen kannst.
Wie funktioniert ein ERP-System?
ERP hat seinen Ursprung in den 1960er Jahren, als sogenannte MRP-Systeme (Material Requirements Planning) entwickelt wurden. Hersteller:innen nutzten diese Software, um Lagerbestände während der Produktion besser zu planen, zu terminieren und zu verwalten.
In den 1980er Jahren entstanden daraus MRP-II-Systeme (Manufacturing Resource Planning). Sie boten neue Möglichkeiten, Informationen zentral zu verarbeiten, etwa zur Produktionsplanung, Lagerverwaltung oder Kostenkontrolle.
Abbildung eines ERP-Systems im mit Geschäftsfunktionen drumherum
Quelle: Robotics & Automation News
Die Idee hinter einem ERP-System ist es, dich dabei zu unterstützen, dein Unternehmen effizienter, anpassungsfähiger und datenorientierter zu führen. Ziel ist es, bessere Entscheidungen zu treffen und damit bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen.
Die gesammelten Daten werden oft in einem übersichtlichen Dashboard dargestellt, das du in Echtzeit nutzen kannst, um dein Unternehmen gezielt zu steuern und zu überwachen.
Mit einer Marktgröße von 50,91 Milliarden € im Jahr 2025 setzen immer mehr Unternehmen auf ERP, um ihre Geschäftsabläufe zu organisieren. Diese Systeme entwickeln sich ständig weiter. Sie integrieren neue Technologien und bieten immer mehr Funktionen. Das Ziel bleibt jedoch gleich: Geschäftsprozesse optimieren und die Rentabilität steigern.
Was ist ein ERP-System?
Ein ERP-System führt all deine Unternehmensdaten in einer zentralen Datenbank zusammen. So können alle Beteiligten auf dieselbe Grundlage zugreifen, Benchmarks setzen und klare Ziele für die Zukunft formulieren.
Möglich wird das durch ERP-Integrationen, die den Informationsfluss zwischen verschiedenen Softwarelösungen ermöglichen. Dadurch lassen sich Daten gemeinsam nutzen und effizient steuern.
Aber was bringt ein Unternehmen überhaupt dazu, ein ERP-System einzuführen?
Fast alle Unternehmen (94 %) geben an, dass zeitnahe Innovation entscheidend ist. Genau hier kann ein ERP-System unterstützen.
Weitere häufige Gründe für die Einführung sind:
- Verbesserung der Geschäftsleistung
- Vorbereitung auf zukünftiges Wachstum
- Reduzierung des Betriebskapitals
- Besserer Kundenservice
- Entlastung für dein Team im Arbeitsalltag
Eine aktuelle Umfrage von Shopify und IDC zeigt: 28 % der befragten Unternehmen konnten durch die enge Integration einer SaaS-Commerce-Plattform bereits deutliche Vorteile erzielen – etwa eine bessere Kundenerfahrung und eine schnellere Markteinführung.
Vorteile von ERP
Stell dir deine Geschäftsabläufe wie einen Motor vor. Die Möglichkeit, während der Fahrt unter die Motorhaube zu schauen, ist extrem wertvoll. Das gilt besonders dann, wenn du entscheiden musst, ob du rechtzeitig zur Wartung anhältst, sofort etwas reparieren lässt oder einfach weiterfährst, weil alles rundläuft.
Ein ERP-System bietet dir genau diese Sicht über ein zentrales Datensystem, das alle Bereiche deines Unternehmens verbindet. Rund 73 % der Unternehmen halten es für sehr oder extrem wichtig, Datensilos aufzubrechen und die interne Kommunikation und Zusammenarbeit zu verbessern. Mit einer passenden ERP-Integration kannst du genau das erreichen.
Ein ERP-System hilft dir außerdem, Kosten zu sparen, zum Beispiel durch:
- bessere Kontrolle deiner IT-Ausgaben
- finanzielle Transparenz
- sichere Speicherung aller Unternehmensdaten an einem Ort
- eine zentrale Stelle für Analysen und Berichte (Link auf Englisch)
- präzise Nachverfolgung von Lagerbeständen und Verkäufen
- reibungslosere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen
- besseren Kundenservice
- höhere Effizienz in der Lieferkette
- smartere Business Intelligence
Ein ERP-System schafft eine einheitliche Datenbasis für dein Unternehmen. So erhältst du an einem Ort Echtzeiteinblicke, erkennst Muster schneller und kannst Entwicklungen besser vorhersagen. Ohne ein ERP-System bleiben diese Erkenntnisse oft verborgen.
Drei Arten von ERP
Das richtige ERP-System kann dir helfen, produktiver zu arbeiten und die Customer Experience gezielter zu personalisieren. Aber nicht jedes ERP funktioniert gleich. Gerade wenn du neu im Thema bist, solltest du die drei grundlegenden ERP-Arten kennen.
1. On-Premise ERP
Bei einem On-Premise ERP läuft die Software auf Servern, die deinem Unternehmen gehören. Die meisten älteren Systeme (sogenannte Legacy-Systeme) sind On-Premise-Lösungen. Für große Unternehmen kann das weiterhin sinnvoll sein. Das ist vor allem dann der Fall, wenn genügend Budget und IT-Ressourcen für Wartung und Infrastruktur vorhanden sind.
On-Premise-Software wird meist über eine unbefristete Lizenz erworben und entweder intern oder extern gehostet.
Viele Unternehmen zögern, in die Cloud zu wechseln, weil sie an ihr bestehendes On-Premise ERP gebunden sind. Der Umstieg auf ein neues System mit neuer Infrastruktur wirkt oft abschreckend, auch wegen der möglichen Kosten.
Typische Merkmale eines On-Premise ERP-Systems:
- Installation direkt auf den Computern und Servern deines Unternehmens
- einmalige Lizenzgebühr statt laufender Kosten
- langsame Implementierung (kann Monate oder Jahre dauern)
- du bist selbst verantwortlich für Hosting, Wartung, Updates und Betriebskosten
- erfordert feste Systemadministrator:innen
- nur begrenzt kompatibel mit modernen E-Commerce-Lösungen
- Änderungen und Anpassungen oft komplex
- einige Systeme brauchen aufwendige Individualisierungen
- Datensicherheit liegt komplett in deiner Verantwortung
2. Cloud-ERP Integration
In Deutschland setzen 9 von 10 Unternehmen auf Cloud-Software statt auf On-Premise-Lösungen. Mit dem Aufstieg des Internet of Things ist es wenig überraschend, dass viele Anbieter:innen inzwischen auf die Cloud setzen. Cloud-ERP-Systeme werden in Rechenzentren gehostet und von den Anbieter:innen verwaltet. Sie gehören heute zu den gängigsten Business-Lösungen.
Du greifst auf ein Cloud ERP-System über das Internet zu, nicht über eine lokal installierte Software. Das System läuft vollständig in der Cloud und wird entweder als gehostete Lösung oder als Software-as-a-Service (SaaS) bereitgestellt.
40 % von Unternehmen im DACH-Raum setzen bei Cloud-ERP-Lösungen auf das SaaS-Modell. Es ist einfacher in der Anwendung, wird vollständig von den Anbieter:innen verwaltet und verursacht geringere IT-Wartungskosten.
Typische Merkmale eines Cloud-ERP-Systems:
- Abo-Preismodell statt Einmalzahlung
- Hosting, Server, Wartung und Updates sind inklusive
- bis zu 46 % günstiger als On-Premise-Lösungen
- keine internen Entwickler:innen oder Admins nötig
- einfacher Anschluss an E-Commerce-Plattformen wie Shopify
- schnellere Implementierung
- einfache Änderungen an Prozessen oder Software
- flexibel skalierbar, je nach Bedarf
- leichte Integration mit Drittsystemen über API-Schnittstellen
- hohe Sicherheitsstandards der Anbieter:innen zum Schutz vor Cyberangriffen
„Nach der Synchronisation von Millionen von ERP-Datensätzen mit anderen Systemen haben wir drei Hauptgründe identifiziert, warum sich Unternehmen für Cloud statt On-Premise entscheiden,“ sagt Todd Earwood, Gründer von Integrate IQ.
„Der Verzicht auf versionierte Software verbessert erstens die Nutzerakzeptanz und -zufriedenheit, weil es kontinuierlich Updates und neue Funktionen gibt. Veraltete Versionen frustrieren Nutzer:innen und zwingen Entscheidungsträger:innen zu schwierigen finanziellen Entscheidungen darüber, wann ein System aktualisiert oder gewartet werden soll.“
„Zweitens bieten cloudbasierte Systeme außerdem Supportpläne oder ein Netzwerk von Partner:innen, die jederzeit und von überall hochwertigen Support leisten können. Und die Weiterentwicklung der Cloud hat bei technischen Führungskräften Vertrauen in die Sicherheit geschaffen. Die meisten E-Commerce-Marken erfüllen die gängigen Sicherheitsanforderungen – und übertreffen sie sogar –, wenn sie sich für eine Cloud-Lösung entscheiden.“
Der einzige Nachteil? Anbieter:innen können Prozesse im Hintergrund verändern. Das macht regelmäßige Schulungen und Updates in der Dokumentation notwendig.
3. Zwei-Stufen-ERP (Hybrid-Modell)
Früher setzten viele Unternehmen ein zentrales ERP-System für alle Bereiche von der Unternehmenszentrale bis zu regionalen Büros und Tochtergesellschaften ein. Doch dieser Einheitsansatz war teuer, aufwendig und oft nicht sinnvoll. Denn kleinere Einheiten haben meist andere Anforderungen und brauchen keine vollumfängliche ERP-Lösung.
Heute setzen Unternehmen zunehmend auf sogenannte Zwei-Stufen-ERP-Systeme. Dabei bleibt das bestehende ERP-System als zentrale Lösung bestehen (Stufe 1). Kleinere oder spezialisierte Geschäftseinheiten nutzen eine separate, oft cloudbasierte Lösung (Stufe 2). Ziel ist es, Daten sicher und effizient zwischen beiden Systemen auszutauschen. Viele moderne Cloud-Lösungen bieten dafür inzwischen integrierte Schnittstellen zu gängigen Unternehmens-ERPs.
Zwei große Vorteile dieses Modells:
- günstiger als die Ausweitung eines zentralen ERPs auf alle Einheiten
- schnelle und flexible Umsetzung für kleinere Einheiten mit cloudbasierten Stufe-2-Lösungen
Wie das Research-Unternehmen Gartner betont (Link auf Englisch), sollten Unternehmen prüfen, „ob eine Zwei-Stufen-ERP-Strategie nicht mehr Geschäftsvorteile bringt als eine einstufige, insbesondere, wenn kleinere Einheiten modernisiert und auf Wachstum vorbereitet werden sollen.“
So findest du das richtige ERP-System
Du überlegst, ob ein ERP-System für dein Unternehmen sinnvoll ist? Dann kommt es vor allem darauf an, deine Anforderungen genau zu kennen und potenzielle Anbieter:innen gezielt miteinander zu vergleichen.
Diese Punkte helfen dir bei der Auswahl:
- Prüfe, ob dein Unternehmen bereit für ein ERP-System ist
- Definiere klare Ziele und Anforderungen für dein ERP-System
- Mach den ROI messbar
- Mach die Demo zu deinem Werkzeug
- Prüfe Referenzen sorgfältig
- Kläre den tatsächlichen Preis
- Prüfe die Lebensfähigkeit von Anbieter:innen
1. Prüfe, ob dein Unternehmen bereit für ein ERP-System ist
Ein ERP-System aufzusetzen kostet Zeit und Geld und es löst nicht automatisch jedes Problem. Umso wichtiger ist es, dass du genau weißt, wann sich die Investition für dich lohnt.
Jedes Unternehmen ist anders. Es gibt keinen eindeutigen Moment, der klar macht: „Jetzt brauchen wir ein ERP!“ Aber viele Unternehmen stoßen auf ähnliche Herausforderungen, bevor sie sich auf die Suche nach einer Lösung machen.
Wenn du dich in den folgenden fünf Punkten wiedererkennst, ist dein Unternehmen wahrscheinlich bereit für ein ERP-System:
- Du nutzt verschiedene Softwarelösungen für unterschiedliche Geschäftsprozesse.
- Du kommst nur schwer an wichtige Geschäftsinformationen.
- Die Buchhaltung ist langwierig und kompliziert.
- Deine Kundenerfahrung lässt noch Luft nach oben.
- Deine IT-Landschaft ist unübersichtlich und schwer zu managen.
Schau ehrlich auf deinen Status quo: Wenn mehrere dieser Punkte auf dein Unternehmen zutreffen, ist es Zeit, über ein ERP-System nachzudenken.
2. Definiere klare Ziele und Anforderungen für dein ERP-System
Warum möchtest du ein ERP-System einführen? Welches Problem soll es konkret lösen?
Je genauer du deine Ziele kennst, desto leichter wird es, konkrete Anforderungen zu formulieren und genau die Lösung zu finden, die wirklich zu deinem Unternehmen passt. Um dich nicht von cleverem Marketing blenden zu lassen, solltest du deine Anforderungen idealerweise schon festhalten, bevor du überhaupt mit der Anbietersuche beginnst.
Nutze alle verfügbaren Ressourcen, um ein möglichst vollständiges Anforderungsprofil zu erstellen. Sprich mit Einkaufsverantwortlichen, Lieferant:innen, der Geschäftsleitung und dem Buchhaltungsteam. Bitte jede Gruppe, eine Liste an Funktionen oder Features zu erstellen, die sie für unverzichtbar halten.
Das können beispielsweise bestimmte Integrationen oder Module sein, etwa für Workflow-Automatisierung, Massenbearbeitung oder CSV-Importe im Datenmanagement.
Lass die Teams ihre Liste in Must-haves und Nice-to-haves unterteilen. Konzentriere dich bei der Auswahl auf die Must-haves. So stellst du sicher, dass das gewählte ERP-System die wichtigsten Anforderungen wirklich erfüllt.
Vergiss dabei nicht, auch mobile Nutzung mit zu bedenken. Viele Unternehmen erlauben heute den Zugriff über mobile Geräte. Ein ERP-System sollte diese Realität abbilden können. Überlege daher, wie du den mobilen Zugriff sinnvoll in deine ERP-Strategie integrierst, ohne Abstriche bei der Datensicherheit zu machen.
3. Mach den ROI messbar
Sobald du beginnst, verschiedene ERP-Systeme zu vergleichen, wirst du schnell merken: Den Return on Investment (ROI) klar zu beziffern, ist oft nicht ganz einfach. Umso wichtiger ist es, dass du deine Ziele vorher präzise definiert hast. Sie sind die Basis, um später den tatsächlichen Nutzen zu messen.
Hier ein paar Beispiele, wie du den Erfolg deines ERP-Systems quantifizieren könntest:
- Reduzierung der Mitarbeiterzahl um X % innerhalb von Y Monaten
- Steigerung der Produktivität pro Mitarbeiter:in um X % in Y Monaten
- Abbau des Lagerbestands um X %, was zu einer Verbesserung der Buchhaltungsergebnisse in Höhe von Y führt
- Höhere Genauigkeit bei Kostenvoranschlägen für die Fertigung, z. B. um X % innerhalb von Y Monaten
Bei der ROI-Betrachtung solltest du auch die Unterschiede zwischen Cloud-basierten und internen ERP-Systemen mitdenken. Cloud-Lösungen sind oft benutzer:innenfreundlicher und benötigen weniger interne Ressourcen. Dafür liegen sensible Daten auf externen Servern.
Ein internes ERP bietet dir mehr Kontrolle über deine Daten, bringt aber zusätzliche Verantwortung für Wartung, Hosting und IT-Personal mit sich. Beides beeinflusst nicht nur deine IT-Struktur, sondern auch deine Kosten- und Teamplanung und damit letztlich den ROI.
4. Mach die Demo zu deinem Werkzeug
Jetzt ist es so weit: Du bist bereit, dir erste Software-Demos anzuschauen. Doch statt dich einfach berieseln zu lassen, solltest du aktiv steuern, was gezeigt wird.
Erstelle am besten ein Demo-Skript, das die für dich wichtigsten Geschäftsprozesse, Workflows oder Funktionen klar benennt. So stellst du sicher, dass die Demo wirklich relevant für dein Unternehmen ist und keine Zeit verschwendet wird.
Eine alternative Herangehensweise: Gib den Anbieter:innen ein konkretes Ziel vor und beobachte, wie sie darauf eingehen. Gerade das kann spannend sein, um zu sehen, wie flexibel und lösungsorientiert sie wirklich arbeiten.
Wichtig ist dabei: Hast du deine Ziele vorab klar kommuniziert, sollten diese in der Demo auch sichtbar werden. Nimm dir Zeit, genau hinzuschauen:
Verbringen die Verkäufer:innen Zeit damit, dein Unternehmen kennenzulernen, Nachfragen darüber zu stellen, wie du ERP verwenden wirst, und integrieren sie freiwillig deine Ziele in die Demo?
Wie die Anbieter:innen diese Präsentation gestalten, sagt oft mehr über die zukünftige Zusammenarbeit aus als jeder Pitch. Nutze die Demo, um nicht nur das Produkt, sondern auch die potenziellen Partner:innen dahinter kennenzulernen.
5. Prüfe Referenzen sorgfältig
Die Meinung anderer zählt, besonders, wenn es um große Investitionen wie ein ERP-System geht. Natürlich wirst du kaum direkte Mitbewerber:innen um Rat fragen können. Aber versuche, mit Unternehmen zu sprechen, die ähnliche Anforderungen, Prozesse oder Ziele haben wie du.
Wichtige Fragen könnten sein:
- Welche Versprechen wurden eingehalten und welche nicht?
- Gab es Überraschungen (positiv oder negativ) bei Produkt oder Anbieter:in?
- Welche Funktionen fehlen, obwohl sie im Vorfeld zugesagt wurden?
- Nutzt ihr Funktionen oder Module, für die ihr zahlt, aber eigentlich nicht braucht?
- Wurden Fristen eingehalten?
- Gab es versteckte oder unerwartete Zusatzkosten?
- Was würdet ihr heute anders machen und was hättet ihr gerne früher gewusst?
Noch spannender als positive Referenzen: Bitte die Anbieter:innen ganz gezielt um eine Liste von Unternehmen, die sich nicht für ihre Lösung entschieden haben. Das ist unüblich, aber gerade die Reaktion auf diese Anfrage verrät dir viel über Offenheit, Transparenz und Professionalität.
6. Kläre den tatsächlichen Preis
Bevor du dich für ein ERP-System entscheidest, solltest du genau wissen, was es dich in jeder Phase kostet, nicht nur am Anfang. Achte besonders auf diese Punkte:
- einmalige Anschaffungskosten
- Wartungsgebühren
- Supportkosten
- wiederkehrende Lizenz- oder Abo-Gebühren
Sprich offen über alle Preisbestandteile. So vermeidest du böse Überraschungen und kannst sicherstellen, dass der Vertrag für beide Seiten fair ist.
Auch das Thema Anpassung solltest du kritisch betrachten. Ja, individuelle Anpassungen holen oft mehr aus einer ERP-Lösung heraus, aber sie sind teuer und verlängern die Implementierung. Jede zusätzliche Zeile Code kann spätere Upgrades komplizierter und kostspieliger machen. Deshalb gilt: Nur dort anpassen, wo es dir wirklich einen messbaren Vorteil bringt oder dir hilft, dich vom Wettbewerb abzuheben. Andernfalls kann es sinnvoller sein, mit den Standardfunktionen zu starten.
7. Prüfe die Lebensfähigkeit von Anbieter:innen
Der Markt für Enterprise-Software konsolidiert sich zunehmend und nicht alle Anbieter:innen unterstützen ihre Produkte dauerhaft. Manche stellen bestimmte Lösungen ein oder kündigen an, dass ein Produkt nur noch bis zu einem bestimmten Zeitpunkt weiterentwickelt wird. Für alle, die eine ERP-Software in Betracht ziehen, ist das ein reales Risiko.
Umso wichtiger ist es, die strategische Ausrichtung von ERP-Anbieter:innen zu verstehen. Stelle dir dazu unter anderem folgende Fragen:
- Wurde das Produkt entwickelt, um für einen späteren Verkauf attraktiv zu sein?
- Wer kontrolliert das Unternehmen und besteht die Absicht, es zu verkaufen?
- Haben die Gründer:innen bereits andere Softwarefirmen verkauft?
- Falls ja: Wie sieht der Zeithorizont aus, und an wen soll verkauft werden?
- Gibt es Investor:innen und wenn ja, mit welcher Erfolgsbilanz?
- Bedient das Produkt eine spezifische Nische oder löst es ein konkretes Problem, das größere Anbieter:innen nicht adressieren?
Wenn Anbieter:innen nicht als Übernahmekandidat:innen erscheinen, solltest du dir möglichst die Bilanzen ansehen. So kannst du einschätzen, wie stabil das Unternehmen aufgestellt ist und ob es langfristig bestehen bleibt. So kannst du den vollen Nutzen aus deiner ERP-Investition ziehen.
Die besten ERP-Software-Lösungen
Bei mehr als 250 ERP-Anbieter:innen auf dem Markt ist es gar nicht so leicht, die passende Lösung für dein Unternehmen zu finden. Um dir den Einstieg zu erleichtern, findest du hier vier der leistungsstärksten ERP-Systeme für Enterprise-Anwendungen.
Shopify
Mit Shopifys Global ERP Program kannst du ausgewählte ERPs direkt über eine App aus dem Shopify App Store integrieren. Dafür arbeitet Shopify mit Microsoft Dynamics 365 Business Central, Oracle NetSuite, Infor, Acumatica und Brightpearl zusammen. Das macht dir die ERP-Integration besonders leicht.
Screenshot der ERP-Apps im Shopify App Store
Durch die Apps des Global ERP Programs erhältst du direkten Zugriff auf präzise und aktuelle Bestands-, Produkt-, Bestell- und Kundendaten. Deine unternehmenseigenen Daten werden sicher und nahtlos zwischen deinem Shopify-Admin und dem ERP-System übertragen, ganz ohne Drittanbieterverbindungen.
Mit weniger manuellem Aufwand für deine Geschäftsabläufe kannst du gezielt Automatisierungen einsetzen und so die Effizienz deines Unternehmens deutlich steigern.
Brightpearl
Brightpearl ist eine führende Business Management Software für Online-Händler:innen mit einer nativen Shopify-Integration, die intern entwickelt und laufend gewartet wird.
Damit kannst du deine Post-Purchase-Prozesse effizienter steuern: von Echtzeit-Bestandsaktualisierungen über automatisierte Auftragsabwicklung und Lagerverwaltung an mehreren Standorten bis hin zu CRM-Funktionen, integrierter Finanzberichterstattung und vielem mehr.
NetSuite
Oracle NetSuite gilt als weltweit führende Cloud-ERP-Lösung. Die Plattform umfasst eine Vielzahl cloudbasierter ERP-Anwendungen von Finanzmanagement und Personalwesen bis hin zu Lagerverwaltung und Omnichannel-E-Commerce. Das System wird von über 24.000 Unternehmen weltweit eingesetzt.
NetSuite ist äußerst leistungsfähig, flexibel anpassbar und verfügt über eine offene API. So kannst du dein System problemlos mit Drittanbieter-Tools verbinden. Updates erfolgen automatisch und ohne zusätzliche Kosten. Du arbeitest also immer mit der aktuellsten Version.
Acumatica
Acumatica ist eine SaaS-Lösung, die speziell dafür entwickelt wurde, Unternehmen beim Skalieren ihrer Finanzprozesse und ERP-Strukturen zu unterstützen. Du kannst zwischen einer On-Premise- oder Cloud-Bereitstellung wählen. Über die browserbasierte App ist auch die Nutzung auf mobilen Geräten ganz einfach möglich.
Im Gegensatz zu vielen anderen ERP-Anbieter:innen basiert die Preisstruktur von Acumatica auf Ressourcen statt auf Nutzerlizenzen. Alle Anwendungen sind nahtlos integriert und lassen sich bei Bedarf flexibel erweitern. Du zahlst nur für das, was du wirklich brauchst.
Microsoft Dynamics 365 Business Central
Microsoft Dynamics 365 Business Central ist eine All-in-One-Geschäftslösung für kleine und mittlere Unternehmen. Sie eignet sich besonders für Marken mit mehreren Geschäftsbereichen oder Branchenfokus und deckt zentrale Funktionen in den Bereichen Finanzen, Betrieb, Vertrieb und Kundenservice ab.
ERP-Risiken
Wenn du dich schon eine Weile mit ERP-Systemen beschäftigst, bist du wahrscheinlich bereits auf zahlreiche Misserfolgsgeschichten gestoßen (Link auf Englisch). So investierte etwa Dow Chemical 1 Milliarde $ in ein ERP-System, das acht Jahre bis zur Fertigstellung brauchte. Oder Leaseplan, ein Unternehmen im Flottenmanagement, das aufgrund einer gescheiterten ERP-Implementierung fast 100 Millionen $ an Projektkosten abschreiben musste.
Faktoren, die sich auf Kosten, Implementierungsdauer und Funktionalität auswirken können, sind unter anderem:
- ob du bestehende Software mit einer neuen ERP-Lösung integrieren willst
- ob du komplett neu startest und zwischen Cloud-ERP und internem ERP abwägst
- ob du ein bestehendes internes Legacy-System mit einem neuen Cloud-ERP kombinierst
Je nachdem, welches Szenario auf dein Unternehmen zutrifft, variieren die nötigen IT-Ressourcen und damit auch Kosten und Zeitrahmen. Die Anbieter:innen, die du auswählst, können die Software selbst implementieren, mit externen Berater:innen zusammenarbeiten oder dir die Verantwortung komplett überlassen.
Weitere potenzielle Herausforderungen bei der ERP-Einführung:
- Budgetüberschreitungen: Viele ERP-Implementierungen kosten ein Vielfaches mehr als ursprünglich geplant.
- Sicherheits- und Datenmigrationsrisiken (Link auf Englisch): Dein ERP-System enthält zentrale Geschäftsdaten, die gut geschützt werden müssen. In Zeiten zunehmender Cyberangriffe auf ERP-Software steigt das Risiko mit wachsender Systemkomplexität.
- Mitarbeiterschulung: Damit dein Team das volle Potenzial des Systems nutzt, muss es entsprechend geschult werden. Das kann anfangs die Produktivität senken und zusätzliche Kosten verursachen.
- Abhängigkeit von einzelnen Anbieter:innen: Deine Anbieter:innen sind zuständig für künftige Upgrades und Anpassungen. Sie sollten langfristig stabil am Markt bestehen, damit sich deine Investition auszahlt.
Damit du im geplanten Budget und Zeitrahmen bleibst, solltest du:
- von Anfang an klar definieren, welche Ziele du mit der ERP-Einführung verfolgst
- deine bestehende IT-Infrastruktur realistisch bewerten
- genau planen, wie du Fortschritte und Erfolg messen willst
Je besser du diese Punkte im Vorfeld verstehst, desto leichter fällt dir die Auswahl des richtigen ERP-Systems. Und desto größer ist die Chance, dass dein Projekt nicht zum kostspieligen Dauerbrenner wird.
Baue dein ERP-System heute auf
Moderne ERP-Systeme bieten klare Vorteile für dein Unternehmen. Kein Wunder, dass bereits 72 % der Unternehmen eine vollständig integrierte SaaS-Commerce-Plattform in ihre Geschäftsprozesse eingebunden haben. Mit der passenden Lösung kannst du deine Geschäftsleistung gezielt verbessern, wiederkehrende Aufgaben automatisieren, deine Kund:innen effizienter betreuen und dein Unternehmen optimal auf Wachstum ausrichten. Das wirkt sich direkt auf deinen Nettogewinn aus.
Egal, ob du dein erstes ERP-System aufbaust oder ein bestehendes modernisieren willst: Die Informationen in diesem Artikel helfen dir dabei, die richtige Software für deine individuellen Geschäftsanforderungen zu finden.
Schaue dir unsere ERP-Partner:innen und die Lösungen an, die sie dir bieten.
FAQ: Was ist ein ERP-System?
Was ist ein ERP-System in einfachen Worten?
Ein ERP-System (Enterprise Resource Planning) ist eine Software, mit der du zentrale Geschäftsprozesse wie Bestands- und Auftragsverwaltung, Buchhaltung, Personalwesen, Kundenbeziehungen oder Lieferkettenmanagement von einem einzigen System aus effizient steuern kannst.
Was sind die drei häufigsten Arten von ERP?
- On-Premise ERP: Wird direkt auf der unternehmenseigenen Hardware installiert und vom internen IT-Team verwaltet.
- Cloud-basiertes ERP: Läuft auf den Servern der Anbieter:innen und ist über den Webbrowser zugänglich, besonders flexibel und skalierbar.
- Hybrid-ERP: Verbindet Cloud- und On-Premise-Lösungen und erlaubt dir, beide Modelle gezielt zu kombinieren.
Ist ERP dasselbe wie SAP?
Nein. ERP ist ein übergeordneter Begriff für Software zur Unternehmenssteuerung. SAP ist ein Anbieter, der eine eigene ERP-Lösung entwickelt, und damit eines von vielen Beispielen für ERP-Software.
Wer nutzt ERP-Systeme?
ERP-Systeme kommen in nahezu allen Branchen zum Einsatz. Einige Beispiele:
- Fertigung
- Einzelhandel
- Gesundheitswesen
- Finanz- und Bankwesen
- Dienstleistungssektor
- Öffentliche Verwaltung
- Transport und Logistik
Was sind Beispiele für ERP-Software?
- Shopify
- Oracle ERP Cloud
- Microsoft Dynamics 365
- Infor CloudSuite
- Epicor ERP
- Workday
- Sage X3
- Odoo ERP
- IBM Cloud ERP
- NetSuite ERP
Illustration von Jennifer Tapias Derch





