Wenn du ein Unternehmen gründest oder bereits führst, kommst du um das Thema Steuern nicht herum. Im Rahmen deiner unternehmerischen Tätigkeiten fallen Steuern an, die sich je nach Rechtsform und Firmengröße zusammensetzen. Jede Rechtsform bringt bestimmte Pflichten mit sich. Gerade für Gründer:innen ist es entscheidend, die relevanten Steuerarten für Unternehmen zu kennen, um keine bösen Überraschungen zu erleben und die Liquidität des Unternehmens zu sichern.
Das deutsche Steuerrecht ist nicht gerade selbsterklärend. Im Folgenden zeigen wir dir einen Überblick über die wichtigsten Steuerarten für Unternehmen in Deutschland und erläutern, welche Besonderheiten für verschiedene Unternehmensformen gelten.
Was versteht man unter Steuerarten für Unternehmen?
Steuerarten für Unternehmen bezeichnen staatliche Abgaben, die nach ihrer Funktion in drei Hauptgruppen unterteilt werden: Ertragsteuern auf Gewinne oder Einkommen, Verbrauchsteuern auf Umsätze und Substanzsteuern auf Eigentum oder Vermögen. Sie bilden die Grundlage der steuerlichen Pflichten eines Unternehmens und unterscheiden sich je nach wirtschaftlicher Tätigkeit und Rechtsform des Unternehmens.
Welche Steuern zahlen Unternehmen und Selbstständige?
Einzelne Steuerarten lassen sich nach ihrer Funktion einordnen. Für Unternehmen und Selbstständige sind vor allem drei Kategorien entscheidend:
Ertragsteuern
Diese Steuern knüpfen an den Gewinn oder das Einkommen an. Dazu zählen:
- Einkommensteuer (für Einzelunternehmer:innen und Personengesellschaften)
- Körperschaftsteuer (für Kapitalgesellschaften)
- Gewerbesteuer (auf den Gewinn von Gewerbebetrieben)
Praxisbeispiel:
Eine Einzelunternehmerin betreibt einen Shopify-Store und erwirtschaftet 60.000 Euro Gewinn. Dieser wird in ihrer Einkommensteuererklärung berücksichtigt und nach dem persönlichen Steuersatz versteuert.
Verbrauchsteuern
Sie belasten den Verbrauch oder Konsum bestimmter Güter. Für Unternehmen ist hier vor allem die Umsatzsteuer relevant, die auf nahezu alle Waren und Dienstleistungen erhoben wird. Daneben gibt es spezielle Verbrauchsteuern wie die Energiesteuer oder Tabaksteuer, die je nach Branche von Bedeutung sein können.
Praxisbeispiel:
Ein Onlineshop verkauft Kleidung für 50 Euro zzgl. 19 % Umsatzsteuer. Kund:innen zahlen 59,50 Euro. Die 9,50 Euro Umsatzsteuer führt der Shopbetreiber an das Finanzamt ab, nachdem er Vorsteuer aus eigenen Ausgaben verrechnet hat.
Substanzsteuern
Diese Steuern beziehen sich auf das Vorhandensein von Vermögen oder Eigentum. Beispiele sind die Grundsteuer (auf Immobilienbesitz) oder die Erbschafts- und Schenkungsteuer. Für viele Unternehmen spielen sie eine Rolle, wenn Betriebsgrundstücke oder Immobilien vorhanden sind.
Praxisbeispiel:
Ein Unternehmen besitzt ein Lagergebäude für den Versand von Produkten. Auf den Einheitswert des Grundstücks fällt jährlich Grundsteuer an, die an die jeweilige Kommune gezahlt wird.
Übersicht der wichtigsten Steuerarten für Unternehmen
In Deutschland hängt die Steuerpflicht eines Unternehmens davon ab, wie es rechtlich organisiert ist, wie groß es ist und in welchem Bereich es wirtschaftlich tätig ist. Die zentralen Steuerarten, die jedes Unternehmen kennen sollte, sind:
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Einkommensteuer: Besteuerung der Gewinne von Einzelunternehmen und Personengesellschaften, die in die private Steuererklärung einfließen.
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Körperschaftsteuer: Steuer auf den Gewinn von Kapitalgesellschaften wie GmbH und AG mit einem einheitlichen Steuersatz von 15 %.
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Gewerbesteuer: Besteuerung für alle Gewerbebetriebe, die in ihrer Höhe abhängig vom kommunalen Gewerbesteuerhebesatz ist.
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Umsatzsteuer: Steuer, welche auf Verkäufe von Waren und Dienstleistungen erhoben und vom Unternehmen ans Finanzamt abgeführt wird. In Deutschland gilt ein Umsatzsteuersatz von 19 Prozent, für ausgewählte Produkte und Leistungen ein reduzierter Satz von 7 Prozent. Kleinunternehmen können sich gemäß der Kleinunternehmerregelung von der Umsatzsteuer befreien lassen.
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Lohnsteuer: Arbeitgeber:innen führen diese Steuer für ihre Angestellten über die Lohnabrechnung direkt vom Lohn ab.
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Kirchensteuer: Hat ein Unternehmen Angestellte, die Mitglied einer Kirche sind, fällt auf deren Lohn zusätzlich Kirchensteuer an, die vom Unternehmen einbehalten und weitergeleitet wird.
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Solidaritätszuschlag: Der Solidaritätszuschlag ergänzt die Körperschaft- und Einkommensteuer und dient der Finanzierung der deutschen Einheit. Er beträgt 5,5 Prozent der jeweiligen Steuerlast.
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Grundsteuer: Die Grundsteuer wird von Unternehmen erhoben, die Immobilien oder Grundstücke besitzen. Sie berechnet sich aus dem festgelegten Grundstückswert und dem Hebesatz der Gemeinde.
Diese Auflistung ist nicht abschließend. Welche zusätzlichen Steuern und Abgaben (z. B. Zoll) für ein einzelnes Unternehmen relevant sind, hängt stark von der Geschäftstätigkeit und dem Standort ab.
Unternehmensbesteuerung im Vergleich: Steuerarten nach Unternehmensform
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Unternehmensform |
Zentrale Steuerarten |
Besonderheiten |
Durchschnittliche Steuerbelastung |
|---|---|---|---|
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Einzelunternehmen |
• Einkommensteuer inkl. Solidaritätszuschlag ggf. Lohnsteuer |
• Steuerpflicht richtet sich nach persönlichem Einkommen. |
ca. 25–35 % des Gewinns |
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Personengesellschaften (z. B. GbR, OHG, KG) |
• Einkommensteuer (für Gesellschafter:innen) |
• Steuerlich transparent: Die Gesellschaft selbst zahlt keine Einkommenssteuer, sondern die Gesellschafter:innen. |
ca. 30–40 % des Gewinns |
|
Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH, UG, AG) |
• Körperschaftsteuer (15 %) |
• Doppelbesteuerung möglich (Gewinn im Unternehmen + Ausschüttung an Gesellschafter:innen). |
ca. 30–45 % des Gewinns („Reichensteuer“ bei sehr hohen Einkünften) |
Die Wahl der Unternehmensform beeinflusst somit nicht nur Haftungsfragen, sondern auch deine Steuerlast.
Steuerarten im Detail: Ertragsteuern
Erzielt dein Unternehmen Erträge, fallen in Deutschland Ertragssteuern an. Zu den wichtigsten Ertragssteuern zählen:
Einkommensteuer für Unternehmen und Selbstständige
Die Einkommensteuer betrifft vor allem Einzelunternehmer:innen und Personengesellschaften wie GbR oder OHG. Einzelunternehmer:innen, Freiberufler:innen und Selbstständige zahlen Steuer auf ihre Privatentnahmen. Damit sind Beiträge gemeint, die sie aus dem Unternehmensgewinn für private Zwecke entnehmen. Der Grundfreibetrag liegt bei 11.604 Euro (bzw. 23.208 Euro bei gemeinsamer Veranlagung).
Je nach Einkommen beträgt der Steuersatz zwischen 6 und 42 Prozent, ab einem Einkommen von 277.826 Euro greift der Spitzensteuersatz von 45 Prozent. Zusätzlich können Solidaritätszuschlag und – falls zutreffend – Kirchensteuer anfallen. Bei Personengesellschaften ist nicht das Unternehmen selbst steuerpflichtig, sondern die Gesellschafter:innen, die ihre Einkünfte individuell versteuern.
Ein Shopify-Beispiel: Hast du als Selbstständige:r mit deinem Shopify-Store 50.000 Euro Gewinn erzielt und entnommen, wird dieser Betrag in deiner privaten Steuererklärung berücksichtigt.
Körperschaftsteuer für Kapitalgesellschaften
Die Körperschaftsteuer betrifft Kapitalgesellschaften wie GmbH, UG oder AG. Der Unterschied zur Einkommensteuer liegt darin, dass hier nicht du als Privatperson, sondern die juristische Person (also dein Unternehmen) steuerpflichtig ist.
Alle körperschaftsteuerpflichtigen Unternehmen in Deutschland zahlen den gleichen Steuersatz: 15 % auf den Gewinn bzw. das zu versteuernde Einkommen. Hinzu kommt der Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5 %.
Kapitalgesellschaften zahlen also unabhängig von der Höhe des Gewinns denselben Steuersatz. Das macht diese Rechtsform steuerlich planbarer, auch wenn andere Abgaben hinzukommen.
Gewerbesteuer für Unternehmen und Selbstständige
Die Gewerbesteuer wird von der Gemeinde erhoben, in der dein Unternehmen ansässig ist. Steuerpflichtig sind grundsätzlich alle Einzelunternehmen sowie Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland. Eine Ausnahme bilden freiberuflich tätige Selbstständige nach § 18 Abs. 1 EStG. Sie erzielen Einkünfte aus selbstständiger Arbeit und müssen keine Gewerbesteuer zahlen.
Wer ein Gewerbe angemeldet hat und über einen entsprechenden Gewerbeschein verfügt, ist laut § 11 Abs. 1 GewStG ab einem jährlichen Ertrag von mehr als 24.500 Euro gewerbesteuerpflichtig. Kleinere Betriebe bleiben davon befreit.
Zur Berechnung der Steuer wird der Gewerbeertrag (meist der Gewinn) zunächst mit einem Steuermessbetrag von 3,5 Prozent multipliziert. Dieses Ergebnis wird anschließend mit dem kommunalen Hebesatz verrechnet, der je nach Gemeinde zwischen 200 und 900 Prozent liegt:
Formel: Gewerbeertrag × 3,5 % × Hebesatz = Gewerbesteuer
Da jede Stadt ihren Hebesatz individuell festlegt, kann die tatsächliche Steuerlast je nach Standort deutlich variieren. Die Einnahmen dienen den Kommunen zur Finanzierung der Infrastruktur und zur Deckung standortbedingter Kosten durch gewerbliche Tätigkeiten.
Ein Beispiel: Bei einem Gewinn von 100.000 Euro und einem Hebesatz von 400 % liegt die Gewerbesteuer bei rund 14.000 Euro.
Lohnsteuer
Die Lohnsteuer ist keine eigene Steuerbelastung für das Unternehmen, sondern wird nur fällig, wenn Mitarbeiter:innen beschäftigt werden. Nach § 38 Abs. 1 EStG sind Arbeitgeber:innen verpflichtet, die Lohnsteuer vom Bruttolohn einzubehalten, den Nettolohn auszuzahlen und die einbehaltene Steuer an das Finanzamt abzuführen.
Die abzuführende Lohnsteuer richtet sich dabei nach der Steuerklasse der Beschäftigten. Zusätzlich fallen Sozialabgaben (Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) an.
Steuerarten im Detail: Verbrauchsteuern
Verbrauchsteuern sind indirekte Steuern, die nur auf vom Gesetzgeber vorgegebene Waren und Dienstleistungen zu entrichten sind. Zu den wichtigsten Verbrauchsteuern zählen:
Umsatzsteuer
Die Umsatzsteuer (umgangssprachlich: Mehrwertsteuer) betrifft nahezu jedes Unternehmen, das Waren oder Dienstleistungen verkauft. Sie wird auf deine Umsätze erhoben, du führst sie jedoch als Unternehmer:in nur treuhänderisch an das Finanzamt ab, da deine Kund:innen sie bezahlen.
Je nach Ware bzw. Dienstleistung liegt die Umsatzsteuer in Deutschland bei 7 oder 19 Prozent. Auch bei der Umsatzsteuer gibt es Freibeträge. Wer unter einer Umsatzgrenze von 22.000 Euro im Jahr bleibt, kann von der Kleinunternehmerregelung profitieren und von der Umsatzsteuerpflicht befreit werden.
Wer im B2B-Geschäft tätig ist, profitiert vom sogenannten Vorsteuerabzug. Bezahlte Umsatzsteuer durch beispielsweise einen Kauf bei Lieferant:innen kann zurückerstattet werden. Dadurch ist die Umsatzsteuer im B2B-Bereich ein ergebnisneutraler und durchlaufender Posten.
Praxisbeispiel mit Shopify:
Verkaufst du in deinem Onlineshop ein Produkt für 100 Euro, weist du 119 Euro auf der Rechnung aus. Die 19 Euro Umsatzsteuer leitest du an das Finanzamt weiter, kannst aber gleichzeitig gezahlte Vorsteuer (z. B. für eingekaufte Ware) gegenrechnen.
Grunderwerbsteuer
Die Grunderwerbsteuer fällt an, wenn ein Unternehmen ein Grundstück oder eine Immobilie erwirbt. Ihre Höhe richtet sich nach dem jeweiligen Bundesland und wird gemäß dem Grunderwerbsteuergesetz (GrEStG) berechnet. Der Steuersatz liegt derzeit zwischen 3,5 Prozent (Bayern) und 6,5 Prozent (Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein).
Steuerarten im Detail: Substanzsteuern
Substanzsteuern besteuern bestehendes Vermögen eines Unternehmens. Die relevanten Steuerarten für Unternehmer und Unternehmerinnen sind:
Grundsteuer
Unternehmen, die eigene Grundstücke besitzen, zahlen Grundsteuer. Sie wird von der jeweiligen Gemeinde gemäß § 1 GrStG erhoben und richtet sich nach dem lokalen Hebesatz. Mit der Grundsteuerreform zum 1. Januar 2025 ändern sich die Berechnungsgrundlagen bundesweit, wodurch sich die Höhe der Steuer neu bestimmen kann.
Erbschaft- und Schenkungsteuer
Die Erbschaft- und Schenkungsteuer betrifft Unternehmen nur in Ausnahmefällen, etwa bei der Übertragung von Betriebsvermögen. Sie stellt daher keine regelmäßige Steuerbelastung dar. Rechtsgrundlage ist das Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz (ErbStG). Für Unternehmen gelten grundsätzlich die gleichen Steuersätze wie für Privatpersonen.
Wie viele Steuern musst du zahlen?
Die Frage, wie viele Steuern ein Unternehmen tatsächlich zahlen muss, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Steuerlast hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel:
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Rechtsform: Einzelunternehmer:innen zahlen Einkommensteuer, Kapitalgesellschaften Körperschaftsteuer.
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Gewinnhöhe: Je höher der Gewinn, desto höher fällt die Steuerbelastung durch Einkommensteuer oder Gewerbesteuer aus.
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Branche und Geschäftstätigkeit: Bestimmte Branchen zahlen zusätzliche Verbrauchsteuern (z. B. Energiesteuer).
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Standort: Bei der Gewerbesteuer spielt der Hebesatz der Kommune eine entscheidende Rolle.
Praxisbeispiel:
Ein:e Einzelunternehmer:in betreibt einen Shopify-Store mit einem Gewinn von 80.000 Euro. Die Steuerlast setzt sich aus Einkommensteuer (progressiv je nach Höhe), Gewerbesteuer (abhängig vom Hebesatz der Gemeinde) und Umsatzsteuer (abzuführen, aber durch Vorsteuer oft neutral) zusammen. Beschäftigt die Person zudem Mitarbeiter:innen, fällt auch Lohnsteuer an.
Merke: Die tatsächliche Steuerbelastung ist individuell und ergibt sich aus einer Kombination verschiedener Steuerarten. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig mit einer Steuerberater:in zu prüfen, welche Abgaben für dein Unternehmen relevant sind und wie du diese steuerlich optimal planst.
Fazit
Das Steuersystem und die Besteuerung von Unternehmen in Deutschland sind komplex. Hier ansässige Unternehmen sind mit einer Vielzahl an Steuerarten konfrontiert – von Einkommen- oder Körperschaftsteuer über Gewerbe- bis hin zu Umsatzsteuer. Welche Abgaben für dich relevant sind, hängt von vielen Faktoren ab. Mit einer guten Planung und professioneller Beratung stellst du sicher, dass du steuerlich immer auf der sicheren Seite bist.
Haftungsausschluss: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine professionelle Steuer- oder Rechtsberatung dar. Bitte konsultiere eine unabhängige Rechts- oder Steuerberatung für Informationen, die spezifisch für dein Land und deine Umstände gelten. Shopify haftet in keiner Weise für deine Verwendung oder dein Vertrauen in diese Informationen.





