Was ist Product Branding? Schritte und Beispiele

Als Händler:in gestaltest du nicht nur das Produkt selbst, sondern auch alles, was damit verbunden ist: Logo, Verpackung, Botschaften. All das trägt dazu bei, wie dein Produkt wahrgenommen wird.

Doch ohne eine starke Marke hinter deinem Produkt fehlt oft der entscheidende Grund, warum sich Kund:innen für genau dein Produkt entscheiden sollten. Besonders heute – wo viele Produkte sich in Preis und Funktion kaum unterscheiden – ist ein unverwechselbares Branding wichtiger denn je.

Product Branding verleiht deinen Produkten ein Gesicht. Es macht sie einzigartig im Markt, sorgt für Wiedererkennung und kann echte Kundenloyalität aufbauen. Wenn es dir gelingt, dein Produkt so zu positionieren, dass es emotional und visuell überzeugt, kommen Menschen gerne in deinen Laden, obwohl sie genauso gut online kaufen könnten.

Doch wie stichst du mit deinen Produkten aus der Masse hervor? In diesem Leitfaden erfährst du, worauf es beim Product Branding wirklich ankommt. Außerdem erwarten dich konkrete Beispiele von fünf erfolgreichen Produkten, die durch starke Markenbildung zum Hit wurden.

Was ist Product Branding?

Product Branding ist der Prozess, einer einzelnen Produktlinie eine eigene Markenidentität zu geben. So bekommt das Produkt ein klares Gesicht und eine eigenständige Persönlichkeit im Markt.

Kund:innen wissen sofort, was sie erwartet, wenn sie dieses Produkt kaufen, selbst wenn sie es noch nie ausprobiert haben. Sie kaufen nicht nur das Produkt selbst, sondern auch das Gefühl, das die Marke vermittelt.

Warum ist das so wirkungsvoll? Ganz einfach: Weil die meisten Kaufentscheidungen emotional getroffen werden. Und genau hier setzt Product Branding an: Es hilft dir, eine Verbindung zu potenziellen Käufer:innen aufzubauen, die dann im besten Fall immer wieder zu deinem Produkt greifen.

Corporate Branding vs. Product Branding

Eine starke Markenidentität hinterlässt bei deinen Kund:innen einen bleibenden Eindruck, im Laden genauso wie online. Sie prägt, wie deine Marke wahrgenommen wird und welche Emotionen sie bei Käufer:innen auslöst.

Beim Corporate Branding stehen die Unternehmensmarke und ihre Werte im Mittelpunkt: Geschichte, visuelles Erscheinungsbild, Tonalität und Slogan wirken zusammen und formen das Gesamtbild deiner Marke. Doch auch einzelne Produkte können ihre eigene Identität entwickeln.

Product Branding bedeutet, dass ein Produkt eine eigenständige Markenpersönlichkeit bekommt: mit eigenem Namen, Logo, Design und einer klaren Botschaft. In diesem Fall tritt die Unternehmensmarke bewusst in den Hintergrund. Das Produkt steht für sich und wird zu einer Art Mini-Marke oder Marken-Erweiterung.

Diese Strategie eignet sich vor allem für besondere Produkte, zum Beispiel, wenn du nur eine kleine, ausgewählte Produktlinie führst oder ein echtes Highlight im Sortiment hast. Wenn du hingegen viele gleichartige Produkte anbietest, ist der Aufwand für individuelles Product Branding oft nicht sinnvoll.

Elemente des Product Branding

Farben wirken, das ist wissenschaftlich belegt. Sie beeinflussen unsere Stimmung, unser Verhalten und sogar unser Stresslevel. Kein Wunder also, dass Farbe zu den wichtigsten Elementen im Branding gehört. Doch Product Branding besteht nie nur aus einem einzelnen Aspekt. Es ist das Zusammenspiel vieler Elemente, die gemeinsam eine emotionale Verbindung zwischen Produkt und Kundschaft schaffen. Zu diesen Bausteinen gehören:

• Logo-Design
• Produktname und Beschreibung
• Gestaltung der Verpackung

Wenn Product Branding schwer greifbar wirkt, liegt das genau daran: Es ist nicht klar umrissen, sondern entsteht durch das harmonische Zusammenspiel aller visuellen, sprachlichen und emotionalen Reize, die ein Produkt ausmachen.

Am Ende zählt vor allem eins: Welche Erwartungen weckst du und kannst du sie mit deinem Produkt auch erfüllen? Erfolgreiches Product Branding bedeutet, dieses Versprechen zu halten.

Die Bedeutung von Product Branding

Einen Teilmarkt ansprechen

Dein Zielmarkt umfasst all jene Menschen, die am wahrscheinlichsten die Produkte kaufen, die du anbietest. Um sie wirklich zu erreichen und für deine Marke zu begeistern, solltest du dein Branding gezielt auf ihre Überzeugungen, Werte und Interessen abstimmen.

Doch anstatt mit einem breit angelegten Unternehmensansatz auf deinen Zielmarkt zuzugehen, lohnt sich ein genauerer Blick: Teile deinen Zielmarkt in kleinere Teilmärkte auf, also in spezifischere Gruppen, die besonders empfänglich für ein bestimmtes Produkt sind.

Ein Beispiel: Wenn du Produkte für Gen Z entwickelst, sollte Nachhaltigkeit im Mittelpunkt deiner Markenkommunikation stehen. Denn genau das ist ein Wert, den diese Generation aktiv bei ihrer Kaufentscheidung berücksichtigt, und für den sie laut Studien sogar bis zu 10 % mehr ausgibt.

Ein klares Verständnis der Positionierung der Produktmarke ermöglicht es dir, das Produkt richtig vor deiner Zielgruppe zu platzieren und zu bewerben.

McDonald’s zeigt, wie Product Branding gezielt auf Teilmärkte zugeschnitten sein kann: Die übergeordnete Zielgruppe sind Erwachsene, die schnell und günstig essen möchten. Doch Produkte wie das Happy Meal richten sich explizit an Kinder. Dafür nutzt das Unternehmen eine völlig andere Marketingstrategie, kindgerechte Verpackung und ein eigenes Wertversprechen: das kostenlose Spielzeug.

Eine emotionale Verbindung aufbauen

Bis zu 90 % unserer Kaufentscheidungen basieren auf emotionalen Bedürfnissen. Deine Kund:innen sind keine reinen Rationaldenker:innen. Sie sind Menschen mit Emotionen. Es reicht also nicht, nur logische Argumente zu liefern. Du musst ein Gefühl erzeugen. Genau hier setzt Product Branding an.

Studien zeigen: Wenn Marken und Produkte emotionale Bedürfnisse erfüllen, steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass aus Käufer:innen Stammkund:innen werden. Sie erzählen auch anderen davon. So entsteht ganz automatisch wertvolles Empfehlungsmarketing.

Mit einer starken Product-Branding-Strategie gibst du deiner Zielgruppe die Chance, echte emotionale Bindung aufzubauen. Erzähle die Geschichte hinter deinem Produkt. Zeig, welchen Unterschied es im Leben deiner Kund:innen macht. So wird aus einem Produkt ein Gefühl und aus Käufer:innen werden Fans.

Markenbekanntheit verbessern

Markenbekanntheit bedeutet, dass Verbraucher:innen deine Marke anhand von visuellen oder akustischen Elementen sofort wiedererkennen. Dazu zählen Logos, Farbschemata, ein einprägsamer Slogan oder Jingle, der Markenname oder die Markenstimme.

Product Branding sorgt für Wiedererkennbarkeit durch Einheitlichkeit. Und genau diese Einheitlichkeit ist entscheidend, um deine Marke im Kopf deiner Zielgruppe zu verankern. Je häufiger Menschen dieselben Farben, Botschaften und Designs sehen, desto vertrauter wirkt deine Marke.

Dein Wertversprechen festigen

Produkte mit klarem Branding stechen ins Auge, besonders in Regalen, wo sie neben vielen ähnlichen Angeboten stehen. Das ist essenziell, wenn du mit Supermärkten oder anderen Einzelhändlern kooperierst.

Ein gutes Beispiel ist die Zahnpasta-Branche: Viele Produkte ähneln sich in ihrer Zusammensetzung, doch starke Marken schaffen es trotzdem, hervorzustechen. Warum? Weil sie gezielt kommunizieren, dass ihre Zahnpasta von Zahnärzt:innen empfohlen wird, in den sozialen Medien präsent ist und im Freundeskreis als Geheimtipp gilt. All das zusammen ist wirksames Product Branding und macht das Wertversprechen zu einem echten Umsatztreiber.

Effektives Product Branding sorgt dafür, dass sich dein Angebot von ähnlichen Produkten der Konkurrenz abhebt und die Aufmerksamkeit deiner Zielgruppe mit einer einzigartigen Identität auf sich zieht.

Produktloyalität aufbauen

Gutes Product Branding hinterlässt nicht nur einen positiven ersten Eindruck. Es sorgt auch dafür, dass die Produkt-Erfahrung diesem Eindruck gerecht wird. So entsteht Vertrauen. Und Vertrauen führt zu Treue.

Menschen lieben es, über ihre Lieblingsmarken zu sprechen. Sie tragen Marken, sie posten Marken, sie verschenken Marken. Aber niemand spricht über eine Marke, die nicht im Gedächtnis bleibt. Mit klarem, einprägsamem Branding machst du dein Produkt sichtbar und bleibst in Erinnerung.

Wie du eine Product-Branding-Strategie entwickelst

Bereit, deinem Produkt ein unverwechselbares Gesicht zu geben? Mit einer durchdachten Product-Branding-Strategie stärkst du die Verbindung zu deiner Zielgruppe. So hinterlässt du einen bleibenden Eindruck, wenn du ein neues Produkt einführst oder eine bestehende Linie neu positionieren willst.

1. Starte mit fundierter Recherche

Bevor du Designer:innen briefst oder erste Logo-Entwürfe anfragst, heißt es recherchieren. Der erste Schritt jeder erfolgreichen Branding-Strategie ist ein klarer Blick auf zwei Dinge: deine Zielgruppe und deine Konkurrenz.

Wenn du weißt, wen du erreichen willst und wo andere scheitern, kannst du dein Branding genau da ansetzen, wo es wirkt: bei den Wünschen deiner Zielgruppe und den Lücken, die der Markt lässt. Richte deine Kommunikation, dein Design und deine Positionierung anschließend exakt darauf aus.

Führe Interviews mit bestehenden oder potenziellen Kund:innen. Hol dir Feedback. Lerne deine Käufer:innen wirklich kennen. Und stell dir dabei zentrale Fragen wie:

• Was sind die Werte und Überzeugungen meines Unternehmens?
• Was ist der Zweck meiner Produkte?
• Wen versuche ich zu bedienen und warum?
• Wie denkt meine ideale Kundschaft über die Welt? Welche Vorlieben hat sie? Was gibt ihr das Gefühl, verstanden und wertgeschätzt zu werden?
• Welches Versprechen liefert mein Produkt, und hält es das ein?
• Wie sehen Menschen mein Unternehmen und meine Produktlinie aktuell?
• Und wie möchte ich, dass meine Marke in Zukunft gesehen wird?

Diese Antworten bilden das Fundament deiner Product-Branding-Strategie. Sie liefern die emotionale Richtung und helfen dir später dabei, eine visuelle Markenidentität zu entwickeln. So sieht dein Product Branding nicht nur gut aus, sondern verbindet.

2. Verleihe deinem Produkt Persönlichkeit

Deine Markenpersönlichkeit sollte gut mit deinem Product Branding harmonieren. Wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis und eine stimmige Darstellung beider. Denk daran: Deine Produktmarke ist eine Art Untermarke deiner Unternehmensmarke. Sie muss also die übergeordnete Markenvision unterstützen.

Die Integration deiner Markenpersönlichkeit bedeutet, dass du deine Markenattribute und -eigenschaften berücksichtigst. Dazu gehören die Markenstimme, die visuelle Ästhetik und auch dein Marketingansatz. All das sollte mit den zentralen Werten deines Unternehmens, deiner Zielgruppe und deinem Style Guide übereinstimmen.

3. Bleib konsistent mit einem Style Guide

Product Branding lebt von Einheitlichkeit bei Bildern, Designs, Qualität und Botschaften. Viele Händler:innen haben große Branding-Ziele, scheitern aber an der einheitlichen Umsetzung.

Ob In-Store-Marketing, E-Commerce, Social Media oder E-Mail-Kampagnen: Einheitlichkeit ist entscheidend, um deine Zielgruppe zu binden und deine Markenbotschaft klar zu vermitteln.

Ein Style Guide ist das ideale Tool, um diese Einheitlichkeit sicherzustellen. So schaffst du eine stimmige Markenpräsenz in deinem Shop, selbst wenn deine Produkte unterschiedlich sind:

• Etabliere eine klare Markenbotschaft, die jedes Produkt vermitteln muss.
• Bestimme Farbpaletten für deine Designs.
• Erstelle einen Style Guide, der genau beschreibt, wie deine Markenstimme und Tonalität klingen (inklusive konkreter Anleitungen für die Anwendung).

4. Beziehe dein Team mit ein

Deine Produkte können emotionale Verbindungen zu deinen Kund:innen schaffen. Stell dir vor, was dein Team erst bewirken kann, wenn es deine Markenstrategie aktiv mitträgt.

Schule deine Verkaufsmitarbeiter:innen nicht nur im Umgang mit deinem Kassensystem (POS). Gib ihnen auch die Tools, um echte, emotionale Beziehungen zu jeder Käufer:in aufzubauen.

Dein Team ist deine stärkste Ressource beim Markenaufbau. Es prägt die Markenwahrnehmung und Kundenbindung weit stärker als jede Marketingmaßnahme. Sorge also dafür, dass deine Mitarbeiter:innen deine Marke verstehen und bei jeder Interaktion mit Leben füllen.

Das bedeutet: Vermittle ihnen die Werte, die Mission und die Philosophie deines Unternehmens. Wissen sie, wofür du als Händler:in stehst? Verstehen sie, welche Botschaft deine Produkte und dein Shop transportieren sollen?

Gib ihnen dieses Wissen und die Freiheit, danach zu handeln. Definiere klare Richtlinien für den Kundenkontakt, die genau die Markenpersönlichkeit widerspiegeln, die du nach außen zeigen willst.

5 erfolgreiche Beispiele für Product Branding

Apple

Frag Menschen, wie sie ein Apple-Produkt wahrnehmen, und du wirst Antworten hören wie „sicher“, „hochwertig“ und „technologisch fortschrittlich“. Genau dieses Image hat Apple rund um seine Produkte aufgebaut und es damit zur wertvollsten Marke der Welt geschafft.

Die gesamte Produktmarketing-Strategie von Apple ist darauf ausgerichtet, Innovation, Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit zu verkörpern. Deshalb bietet Apple in seinen Stores Kurse an, in denen Käufer:innen lernen, wie man Fotos aufnimmt, Videos dreht oder sogar programmiert. (Und klar: All das passiert natürlich mit Apple-Produkten.)

Allbirds

Wenn du ein Beispiel für erfolgreiches Product Branding rund um Nachhaltigkeit suchst, ist Allbirds ein Volltreffer.

Der Direct-to-Consumer-Schuhhersteller hat die Branche mit umweltfreundlichen Materialien revolutioniert. Die Mission des Unternehmens treibt nicht nur Innovation an, sondern bildet auch die Basis für ein starkes, glaubwürdiges Product Branding. Allbirds steht heute sinnbildlich für nachhaltige Sneaker. Während der Umsatz wächst, schrumpft gleichzeitig der CO₂-Fußabdruck (Link auf Englisch).

Auch die Stores spiegeln das Branding wider: Sie sind nachhaltig, clean, funktional und einladend. Genau das, was die Marke verspricht.

Grind Coffee

Grind Coffee startete mit einem einzigen kleinen Coffeeshop in London. Nach dem Erfolg im stationären Handel expandierte das Unternehmen und bot seine Produkte auch online an, darunter vor allem Kaffeekapseln.

Das Product Branding dieser Kapseln baut direkt auf der etablierten Muttermarke auf. Die Grind-Kapseln greifen das Branding und die Story des Coffeeshops auf. Das zeigt sich auch auf der Website, die gezielt Bezüge zur Londoner Herkunft und dem Lifestyle vor Ort herstellt.

Die lustige, freche Persönlichkeit spiegelt sich sowohl online als auch vor Ort wider. Grind hat sogar ein als Kaffee verkleidetes Maskottchen, um seinen Coffeeshop zu bewerben und das Product Branding zu verstärken.

Triangl

Triangl ist eine australische Bademodenmarke mit exzellentem Product Branding. Seit der Gründung im Jahr 2013 hat sie sich zu einer erfolgreichen E-Commerce-Marke mit einer stark engagierten Community entwickelt. Der Clou: Triangl-Produkte gibt es ausschließlich auf der eigenen Website.

Das Unternehmen setzte früh auf Influencer:innen, um Reichweite aufzubauen und die Markenstory zu erzählen. Mit dieser Product-Branding-Strategie hat Triangl sich eine klare Nische in der Bademodenbranche erobert. Die Marke steht für fröhliche, farbenfrohe und stylische Bikinis. Genau das spiegelt sich durchgängig auf der Website und in den sozialen Medien wider.

Gymshark

Gymshark richtet sich an Athlet:innen und Fitnessbegeisterte, insbesondere im Bereich Krafttraining. Die Marke verkauft hochwertige Sport- und Trainingskleidung, die genau auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe zugeschnitten ist. 2012 startete Gymshark als Onlineshop. Inzwischen ist die Marke auch im stationären Einzelhandel vertreten und nutzt diesen zusätzlichen Kanal, um das eigene Product Branding zu stärken.

Zehn Jahre nach dem Launch eröffnete Gymshark einen eigenen Store in London. Dort können Kund:innen nicht nur die Produkte erleben, sondern sie auch an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen. Das ist ein klares Statement für das Markenversprechen: Menschen dabei zu helfen, besser zu trainieren.

Perfektioniere dein eigenes Product Branding 

Nur weil dein Unternehmen bereits eine starke Marke hat, heißt das nicht, dass du auf Product Branding verzichten solltest. Gib jedem Produkt in deinem Sortiment eine eigene Identität und Persönlichkeit. So können potenzielle Kund:innen eine emotionale Bindung dazu aufbauen. Und genau diese Verbindung entscheidet oft über den Kauf, gerade in einer Welt, in der viele Produkte austauschbar wirken.